Nutze Dein Gehirn!
Um zu verstehen, warum bewusste Entspannung wichtig ist und wie sie wirkt, machen wir einen Ausflug zur Gehirnentwicklung.
Die alten Schichten, also von ganz früher, sind immer noch vorhanden und arbeiten auch noch genau so!
Reptiliengehirn: kämpfen oder fliehen
Diese Gehirnregion reagiert rein instinktiv und will vor allem überleben. Sie reguliert die meisten vegetativen Körperfunktionen wie Atmung, Herzschlag, sowie Körpertemperatur und entscheidet mit, ob wir kämpfen oder flüchten. (Das erleuchtete Gehirn, Villoldo/ Perlmutter)
Oder frei nach Ken Wilber: fuck it or eat it :)
Limbisches System: das Gehirn der Instinkte und Gefühle, „Bedürfnisschmiede“
Das limbische System entschlüsselt Signale anhand der vier Grundprogramme Angst, Nahrung, Kampf und Fortpflanzung. Es ordnet einen anderen Menschen bei der ersten Begegnung als …. Freund oder Feind ein und deutet Farben anhand kultureller Vorgaben, auf die es geprägt wurde. (Villoldo/ Perlmutter)
Neokortex: „menschliches Update“
Der Neokortex verarbeitet die Signale auf ganzheitliche Weise und interpretiert die von außen eingehenden Bilder und Geräusche als zusammenhängende Botschaften. Der Neokortex hilft uns, den Wert aller Menschen zu erkennen und nicht darüber nachzudenken, wie sie uns nützen oder was wir auf legalem oder illegalem Wege von ihnen bekommen können. Er erinnert uns daran, auch ganz ohne Grund bei Freunden anzurufen und ihnen alles Gute zu wünschen, und uns nicht nur zu melden, wenn wir sie um einen Gefallen bitten möchten. (Villoldo/ Perlmutter),
Präfrontaler Kortex: Zivilisation + Kultur + Kreativität
Gut zu wissen, dass unser Gehirn aus diesen Schichten besteht und wie sie arbeiten – hier ist nämlich unsere Chance.
Durch die richtige Entspannungstechnik erreichen wir, dass statt des Stresshormons Cortisol bzw. Adrenalin das Freuden-, Kreativitäts- und Krafthormon Serotonin ins Blut gelangt, und wir so die Möglichkeit haben, kreativ und selbstbestimmt auf Stressoren zu reagieren.
Wir streben die Harmonisierung der einzelnen Bereiche sowie die Symbiose dieser Anteile in uns und auch untereinander an, um unsere Grundbedürfnisse nach Stimulanz, Dominanz und Sicherheit optimal zu erfüllen.
Das sieht dann ungefähr so aus:
Stimulanz:
„Ich will Spaß, ich will Spaß“ - gemeinsam macht es mehr Spaß!
Dominanz:
„Ich weiß, kann und bekomme immer alles“ – wie schön, wenn daraus etwas Gutes für alle Beteiligten werden kann!
Sicherheit:
„Huhuhu- tu mir nix…. Vielleicht gehe ich gar nicht erst raus…. – lass uns bei der Hand nehmen, einander Unterstützen und das Gute, Wahre, Schöne erhalten!
Und schon lebt jeder gemäß seiner Natur und hat alles, was er benötigt, um so oft wie möglich in seiner Ruhe, Kraft und Schönheit zu sein! Und das zum Wohle aller. Ist das nicht schön?
Damit das nicht nur manchmal, sondern immer öfter klappt, lernen wir bewusst zu entspannen.
Es sei noch angemerkt, dass zum aktiven und bewussten Benutzen unseres Gehirns auch dessen Pflege gehört!
Stress, welcher Art auch immer, schädigt unser Gehirn in solcher Weise, dass die Zellen buchstäblich nicht mehr wissen, ob sie leben oder sterben sollen.
Anders herum ist Ausgeglichenheit förderlich und kann bereits verursachte Schäden reparieren – immerhin erneuert sich der menschliche Organismus innerhalb von ca. drei Monaten vollständig – Zellen sterben ab und erneuern sich.
Diesen Umstand können wir nutzen, die Geschichte von Stress und Leid, die auf all unseren Zellen geschrieben steht, umzuschreiben in eine Geschichte, die uns und unserem höheren Zweck gemäß ist und uns Lebensqualität schenkt.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Aufgabe der Mitochondrien.
Das sind winzige Organellen in unseren Zellen, kleine „Befehlszentralen“ für unsere Zellaktivitäten, wie z. B. dem Zelltod (Apoptose) bzw. der Bildung neuronaler Netze (= Lernleistung)
Ist alles in Ordnung, funktioniert alles wie oben beschrieben – Zellen sterben ab und bilden sich neu.
Leidet der Organismus unter Stress, welcher Art auch immer (schlechte Essgewohnheiten, zu wenig Schlaf, Ärger, Sorgen, …), müssen die Mitochondrien zu viel Energie aufwenden, das normale Maß an Oxidation wird überschritten und die Zellen werden durch freie Radikale geschädigt.
Mitochondrien haben eine eigene DNA (=Erbinformation), die mtDNA, die im Gegensatz zur zDNA des Zellkerns durch keine Proteinhülle geschützt ist.
Die nDNA stellt den Zellen Information zur Herstellung einzelner Proteine zur Verfügung, die sie zur Kontrolle von Stoffwechsel- und Reparaturvorgängen benötigen.
Die mtDNA steuert die Produktion und Verwendung von Lebensenergie (Verbrennung von Kohlehydraten – Oxidation) und entscheidet über das Schicksal der Zellen! (Villoldo/ Perlmutter)
Wir können die (Gehirn)-Zellen vor freien Radikalen und dem übermäßigen und vorzeitigen Zelltod bewahren, indem wir alte, unter Stress oder sonstigen falschen Voraussetzungen entstandene neuronale Netze (= Gewohnheitsmuster, automatische Emotionen), die dem limbischen System Dauerstress funken, „umprogrammieren“ (Wir erinnern uns: komplette Neubeschriftung innerhalb von drei Monaten.)
Es ist, als würden wir ein total veraltetes Vieren-Programm gegen ein neues ersetzten.
„Der präfrontale Cortex empfängt die verarbeiteten sensorischen Signale, integriert sie mit Gedächtnisinhalten und aus dem limbischen System stammenden emotionalen Bewertungen und initiiert auf dieser Basis Handlungen. Er wird als oberstes Kontrollzentrum für eine situationsangemessene Handlungssteuerung angesehen und ist gleichzeitig intensiv an der Regulation emotionaler Prozesse beteiligt“. … (Quelle: Wikipedia)
Mein Fazit:
Bewusst entspannen hilft mir, konstruktiv mit einem Problem umzugehen.
Wenn ich die Situation, die mich stresst, ändere oder verlasse, kann und sollte ich die so entstandene Freiheit durch aktive Anwendung meines Wissens über die Funktionsweise meines Gehirns zum „Update“ meiner Verhaltensmuster nutzen.
Ein Ansatz könnte sein, „so zu tun, als ob“.
So erlange ich einen neuen Handlungs-Automatismus, erneuere dadurch meine neuronalen Netze und verbessere so meine Lebensqualität (Zellschutz, freundliche Gesichter um mich…), egal, was auch kommen mag 😉
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